Migranten weltweit 2013
Menschen auf der Flucht 2014
der Weltbevölkerung
„Migration ist nicht zuallererst Bedrohung, z. B. unserer sozialen Stabilität, sondern Chance und Bereicherung – nicht nur für aktuelle Probleme des Arbeitsmarktes, sondern auch für die dynamische Weiterentwicklung unserer Kultur.“
Migration ist ein weltweites Phänomen, das 232 Millionen Menschen oder 3,2 Prozent der Weltbevölkerung betrifft. Nach Daten der UNO-Bevölkerungsabteilung von 2013 haben die Migrantenzahlen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 2000 waren es weltweit 175 Millionen, zehn Jahre zuvor noch 154 Millionen. Dazu kommen viele Millionen Flüchtlinge, die in vielen Ländern Zuflucht suchen.
MigrantInnen und Asylsuchende sind Teile unserer Gesellschaft. Viele kommen nach Deutschland, um bessere Lebensbedingungen zu finden. Krieg, Verfolgung, Armut und Leid sind einige der Ursachen, weshalb sie ihre Heimatländer verlassen. Diese Fluchtgründe sind teilweise auch Folgen der europäischen Außen-, Handels- und Agrarpolitik, die zu entwicklungsschädlichen Folgen in den Herkunftsländern beitragen.
Flüchtlinge dürfen nicht einseitig negativ als Belastung gesehen werden. Viel mehr sollten sie in ihren Begabungen und Kompetenzen wahrgenommen werden. In ihren Heimatländern viele akademisch ausgebildet, hier müssen sie aber oft als ungelernte Kräfte arbeiten, um einen sozialen Einstieg zu haben oder ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern.
Noch schwieriger ist die Situation für Asylsuchende, die ein strenges und langes Verfahren durchlaufen und mit wenig Geld auskommen müssen. Arbeiten, Deutsch lernen und Studieren ist während dieser Zeit nicht erlaubt. Die Unterkunftssituation in den Asylheimen ist häufig mangelhaft. In manchen Bundesländern gilt für Asylsuchende die Residenzpflicht, was bedeutet, dass sie ihren Landkreis nur nach vorheriger Genehmigung verlassen dürfen. Im Alltag werden sie häufig mit Fremdenfeindlichkeit konfrontiert.
Dr. Gabriele und Hanns Hoerschelmann im Gespräch
Interview mit Dr. Gabriele und Hanns Hoerschelmann, Direktoren des Partnerschaftscentrums Mission EineWelt
Mission EineWelt ist seit gut einem Jahr mit der Kampagne „Türen auf – Gottes Volk kennt keine Fremden“ unterwegs. Aus welchen Gründen macht das Centrum „Flucht und Migration“ zu seinem Thema?
Das Thema beschäftigt uns nicht erst seit der aktuellen Flüchtlingswelle, die wir momentan in Europa und Deutschland „hautnah“ erleben. Durch die vielfältigen Beziehungen zu unseren Partnerkirchen war das Thema schon immer auf unserer Tagesordnung. Schließlich sind die verschiedenen Mangel- und Notsituation, die Menschen in Afrika, Lateinamerika oder Asien erfahren, der Ausgangspunkt dessen, was wir jetzt erleben. Auf diese aufmerksam zu machen und als Anwalt der Sprachlosen zu fungieren war und ist eines der Anliegen der Kampagne.
Daneben gibt es natürlich auch eine theologische Begründung: die Themen Flucht und Migration spielen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament eine wichtige Rolle und sind von den Menschen als Erfahrung in ihrem Glauben verarbeitet worden. Diesen Glaubensaussagen, die von Hoffnung und Bewahrung sprechen, fühlen wir uns bis heute als Christinnen und Christen verpflichtet.
Wie sehen die Angebote von Mission EineWelt zu diesem Thema aus?
Eine Kernkompetenz sehen wir in den Erfahrungen, die mit dem großen Thema „Fremdsein“ zusammenhängen. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wie es ist, in einer anderen Kultur anzukommen und zu leben. Die Fragen des Miteinanders der verschiedenen Kulturen gehören zu unserem Tagesgeschäft. Dieses „know-how“ für Menschen fruchtbar zu machen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, ist eines unserer Angebote.
Aber auch grundsätzlich sehen wir unsere Arbeit im Bereich von Partnerschaft und Entwicklung als einen Beitrag, nicht erst in der jetzigen Debatte um die so genannte Flüchtlings-Krise. Viele unserer Angebote, wie z.B. die Ausstellung, die Vorträge und Seminare oder auch die Begegungen von Partnerschaftsgruppen wollen ja einen Beitrag zum Verstehen und damit auch zum friedlichen Miteinander der Kulturen leisten. In diesem Zusammenhang gewinnen auch Angebote der Kampagne „Türen auf – Gottes Volk kennt keine Fremden“ eine neue Aktualität. Ganz neu ist eine interaktive Ausstellung zum Thema, die auch ausgeliehen werden kann.
Sind die Türen bei Mission EineWelt eigentlich für Flüchtlinge offen?
Unsere Möglichkeiten, Flüchtlinge bei uns im Haus unterzubringen, sind eher begrenzt. Es wird gerade geprüft, ob das vielleicht in Zukunft möglich sein kann. Dass aber die Belange der Flüchtlinge und der Menschen, die sie begleiten, bei uns immer offene Türen vorfinden, ist für uns selbstverständlich. Die konkrete Bewältigung der aktuellen Krise bleibt einen staatliche Aufgabe. Wir als Kirche haben jedoch eine christliche Verantwortung, die wir mit unseren Ressourcen wahrnehmen wollen.
Wenn Mission EineWelt die Möglichkeit hätte, eine Botschaft an die ganze Welt zu richten, wie würde die lauten?
Wir denken, die Botschaft unserer Kampagne „Türen auf – Gottes Volk kennt keinen Fremden“ ist aktueller denn je. Daneben rufen wir alle politischen und gesellschaftlichen Gruppen auf, noch mehr Energie darauf zu verwenden, den Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten müssen, in ihren Ländern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.