Steigende Temperaturen und Meeresspiegel, veränderte Niederschlagsmuster und zunehmende Extremwetterlagen, schmelzende Gletscher und historisch immer häufigere Naturkatastrophen: Die Symptome des Klimawandels haben erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Menschheit. Besonders betroffen sind vor allem die Menschen, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind. Dahingegen spüren die industrialisierten Länder mit ihren hohen CO2-Emissionen bislang verhältnismäßig wenig von den Folgen globaler Erwärmung und sind zugleich finanziell besser ausgestattet, um sich an diese anzupassen.
Klimabedingte Migration
Als Klima- oder Umweltflüchtlinge werden Personen bezeichnet, die aufgrund von Klimawandel oder Naturkatastrophen, wie Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürmen, gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Völkerrechtlich gesehen gibt es für sie derzeit noch keinen Flüchtlingsschutz. Die klimabedingte Migration / die Klimaflucht erfolgt immer als Antwort auf ein Bündel von Ursachen (unten aufgelistet), darunter Perspektivlosigkeit, Armut, Konflikte oder soziale Ausgrenzung.
Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration gibt es derzeit rund 50 Millionen Klimaflüchtlinge, bis 2050 könnten es bereits 200 Millionen sein. Ende 2014 hat erstmals Neuseeland bei dem Antrag einer Familie auf Bleiberecht den Klimawandel als Gefahr berücksichtigt.
Humanitäre Katastrophen
Regenfluten, Stürme, Überschwemmungen und Dürren zerstören Lebensgrundlagen (Verschmutzung von Trinkwasser, Schädigung der örtlichen Landwirtschaft z. B. durch Ernteausfälle, Bodenverlust) und zwingen viele Menschen zur unmittelbaren (oft nur zeitweiligen) Flucht.
Steigende Wasserknappheit und Meeresspiegelanstieg
Auf Grund des Klimawandels nehmen Regenmengen ab und Schmelzflüsse führen weniger Wasser. Regenarme Gebiete trocknen aus. Gleichzeitig sind hunderte Mio. Menschen, die in Küstengebieten (z.B. Hälfte Bangladeschs) bzw. auf Inseln (z.B. Kiribati und Tuvalu) leben, durch einen Anstieg des Meeresspiegels von einem dauerhaftem Landverlust bedroht.
Verlust von Ökosystemen und Biodiversität
Der Klimawandel gefährdet die Ernährungssicherheit bzw. Lebensgrundlagen, insbesondere dort, wo Einkommensquellen unmittelbar von intakten Ökosystemen abhängen (z.B. Fischerei und Landwirtschaft).
Gesundheitliche Folgen
Weniger Wasser und steigende Temperaturen begünstigen die Ausbreitung von Keimen und Krankheitserregern bzw. deren Überträger.
Zunehmende Konflikte
Sinkende Verfügbarkeit von Wasser und Land führt zu wachsenden Spannungen z. B. zwischen Bevölkerungsgruppen.
Inhalt vgl. auch Klima Allianz Deutschland
http://www.die-klima-allianz.de/klimabedingte-migration/hintergrund/
Das Carteret-Atoll im Pazifik
Beispiel: Klimaflucht im Pazifik
Das Carteret-Atoll (auch Tulun-Inseln oder Kilianau genannt) besteht aus den kleinen Inseln Han, Huene, Jangain, Yesila, Iolassa und Piul. Es gehört zu Papua-Neuguinea und liegt rund 80 Kilometer nordöstlich der größeren Inseln Bougainville und Buka Island. Fünf Stunden dauert die Fahrt mit einem kleinen Boot übers offene Meer zum Atoll. Die Menschen der kleinen Inselgruppe haben keinen Strom, keine Autos und keine Fabriken. Aber inzwischen lernen schon die Kinder der Inselschule, was es mit Kohlendioxidausstoß, Erderwärmung und Klimawandel auf sich hat. Denn deren Folgen können sie bereits am eigenen Leib spüren – auch wenn die Inseln für den westlichen Beobachter den Eindruck eines Paradises erwecken: Die rund 2.000 Bewohner der Carterets werden zu den ersten Klimaflüchtlingen weltweit gehören. Denn Ihre Heimat wird bald unbewohnbar sein.
Ursula Rakova erzählt im Video über die Lage vor Ort (englisch) © The Climate 25, Wheater Films
„Auch wenn unser Land im Ozean untergehen wird,
darf unsere Kultur doch nicht einfach so verschwinden.“
Ursula Rakova
Ursula Rakova leitet die auf mehrere Jahre angelegte Umsiedlung weg von den Carteret Islands. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die Carteret-Insulaner auf der Insel Bougainville eine neue Heimat finden können.
Die katholische Kirche stiftete Küstengrundstücke. Jeweils zehn Familien auf einmal ziehen in die von neuguineischen Architekturstudenten geplanten und von freiwilligen Helfern erbauten Hütten. Ein Schul- und Gemeindehaus sowie ein Sportplatz gibt es bereits in dem künstlichen Dorf. Die Gelder dazu kamen von der Regierung Neuguineas.
Ursula Rakova hofft, die besonderen kulturellen Traditionen der Atollbewohner auch auf dem Festland bewahren zu können.
„Our land is our home. Denn wenn der Ozean an unseren Inseln nagt, verlieren wir unsere Heimat. Für uns Inselbewohner ist es so, dass wir mit dem Heimatboden eigentlich auch unser Leben verlieren. Denn wir haben eine sehr starke Beziehung zu unserem Grund und Boden, der schon unsere Vorfahren nährte und auch uns am Leben erhält.“
„Wir setzen uns für eine Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen ein, aber wir sind ein kleines Land und schwach. Ich wünschte, dass Industrienationen wie Deutschland mehr Mitgefühl mit den kleinen Inselnationen hätten.“
„Wir können nicht sitzen und warten, bis eine große Welle das Land trifft. Die Inselstaaten im Pazifik sind vom Untergang bedroht. Wir brauchen deshalb die Unterstützung der Industriestaaten, die mit der Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen einen drastischen Klimawandel verhindern können.“
„Wir sind die Opfer, das Schicksal unserer Inseln ist nicht mehr aufzuhalten. Wir werden stark betroffen sein, entweder werden wir vollkommen überspült oder in absehbarer Zeit gänzlich unbewohnbar werden. […] Ich glaube, wir sollten jetzt schon anfangen, unsere Auswanderung zu planen, die sich dann über einen Zeitraum von 20, 30 oder 40 Jahren hinzieht. Wenn wir erst in 50 oder 60 Jahren nach einem geeigneten Gebiet für 100.000 Menschen Ausschau halten, die auf einmal umgesiedelt werden müssen, werden wir als Flüchtlinge herumgekickt werden wie ein Fußball.“
Weiteres Material zum Thema Klimamigration
Artikel aus der Zeitschrift „Mission EineWelt“ (Ausgabe 4/2014)
Klimawandel – Bildungsmaterialien für die Grundschule © BMUB
Kiribati – A Call To the World © NTNK Produktion
Kiribati ist ein Inselstaat im Pazifik. Das Staatsterritorium erstreckt sich über eine Vielzahl von Inseln Mikronesiens und Polynesiens, die über ein weites Gebiet nördlich und südlich des Äquators verstreut liegen. Auf Grund des Klimawandels und des Anstiegs des Meeresspiegels wird Kiribati nach Schätzungen vom Anfang des 21. Jahrhunderts 2060 bis 2070 im Meer versunken sein. Präsident Anote Tong sagte es sei schmerzhaft sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er kein eigenes Land mehr habe, doch genau das ist zu tun.