Beunruhigt über die „politische Entsolidarisierung in der Europäischen Union“
Gemeinsames Wort der Erzbischöfin der Kirche von Schweden und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur aktuellen Flüchtlingskrise
„Für die Frage, ob wir es schaffen, mit der großen Zahl von Flüchtlingen human umzugehen, ist entscheidend, ob Europa in dieser schwierigen Situation jetzt wirklich als Ganzes zu seinen Werten steht. Weil viele in der Debatte über die geistigen Grundlagen Europas sich auf das Prädikat »christlich« berufen, ist es wichtig, dass die Kirchen Europas sich zu Wort melden.“ So lautet eine Meldung des Bayerischen Landesbischofs und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, im Zusammenhang mit der Veröffentlichung einer Erklärung zur aktuellen Flüchtlingspolitik.
Zusammen mit der Erzbischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén, veröffentlichte Bedford-Strohm wenige Tage vor dem europäischen Sondergipfel zur Flüchtlingspolitik in Brüssel eine gemeinsame Erklärung, in der eine dringende und ernsthafte Einigung auf eine effektive europäische Flüchtlingspolitik gefordert wird. „Zäune aufzurichten, um den eigenen Wohlstand vor der Not der anderen zu schützen, kann für ein Europa, das sich auf christliche Grundorientierungen beruft, kein Weg sein.“ Vielmehr seien Solidarität und gemeinsame Verantwortung Grundlagen der EU. „Diese Prinzipien gelten nicht nur, wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht, sondern auch und besonders, wenn es um Menschen geht.“ Abgrenzung und Abschottung widersprächen den christlichen Werten. „Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit dürfen in dieser humanitären Katastrophe auf unserem Kontinent nicht infrage stehen“, heißt es in der Erklärung.
Antje Jackelén ist seit Juni 2014 Erzbischöfin der Schwedischen Kirche. Zuvor war sie von 2007 bis 2014 lutherische Bischöfin von Lund. Schweden und Deutschland gehören in der EU zu den wichtigsten Aufnahmeländern von Flüchtlingen.
Zur aktuellen Situation der Flüchtlinge gaben überdies wenige Tage zuvor auch sämtliche Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands eine gemeinsame Erklärung heraus. Diese soll „inmitten intensiver Debatten einen Beitrag zur Orientierung schaffen“, so Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Flüchtlinge willkommen zu heißen und aufzunehmen ist ein Gebot der Humanität und ein Gebot christlicher Verantwortung. Mit dieser Botschaft wenden sich die Vertreter der Landeskirchen an die deutsche und europäische Öffentlichkeit. „Unsere Gesellschaft steht vor einer großen Herausforderung, aber auch unsere Kräfte sind groß“, heißt es in dem veröffentlichten Papier. „Wir sind dankbar für die vielfältige Hilfsbereitschaft!“
Die Leitenden Geistlichen unterstreichen die kirchliche Forderung nach legalen Zugangswegen nach Europa und rufen dazu auf, Fluchtursachen zu bekämpfen: Klimaveränderungen, Kriege, Verfolgung und extreme Armut seien Folge globaler Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und eines Lebensstils, der die Ressourcen der Erde verbraucht. „Eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen ist an der Zeit“, heißt es in dem Papier.
Die Erklärung der 20 Leitenden Geistlichen ist die erste ihrer Art in der Geschichte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Als Centrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern setzt sich Mission EineWelt für die Aufnahme und Integration der Flüchtlinge und Migranten sowie für die Ausrichtung der Asyl- und Migrationspolitik an den Menschenrechten ein. Im Rahmen des Themenjahres „Flucht und Migration“ bietet Mission EineWelt zudem weitere Informationsmaterialien und eine Gottesdienstbroschüre zur freien Verwendung im Unterricht oder für die Gemeindearbeit an.
Die offiziellen Erklärungen: