„Immer offen dafür sein, dass der oder die andere anders ANDERS sein könnte, als man dachte!“

aus "Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität“G. Auernheimer (Hg.), Wiesbaden 4. Auflage, 2013

„Wir haben Menschen, die ganz viel Schlimmes erlebt haben und die Gott in wunderbarer Weise erfahren haben. Und das teilen die mit uns. Das sind unsere besonderen Gaben … Gott zu erfahren in dem, der ganz anders ist als ich, das ist das volle Leben, und das ist was wunderschönes, und da ist Kirche was ganz aktuelles.“

Floran BarthPfarrer der Evangelischen Kapellengemeinde Heidelberg

Über 250 Gemeinden und Gemeinschaften

Migration in Deutschland hat überwiegend ein christliches Gesicht, so stellt es der aktuelle EKD-Text „Gemeinsam Evangelisch“ fest. Es gibt zwar keine exakten Zahlen über den Anteil christlicher Migranten in Deutschland, da das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in ihren Statistiken keine religiösen bzw. konfessionellen Angaben erheben. Nach verschiedenen regionalen und bundesweiten repräsentativen Untersuchungen liegt der Prozentsatz von Christen unter den über 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund jedoch zwischen 50 und 60 Prozent. Der Anteil von Evangelischen ist mit ca. 20 Prozent dabei etwa genauso groß wie der Anteil der Migranten muslimischen Glaubens. Bei den aktuellen Zuwanderungsbewegungen ist der Anteil der Muslime zwar deutlich höher, das Zahlenverhältnis dürfte sich dadurch aber maximal im einstelligen Prozent-Bereich verschieben. Dies steht der – oft verzerrten – öffentlichen Wahrnehmung, die Migration häufig zuerst mit Islam und den damit verbundenen negativen Assoziationen gleichsetzt, entgegen.

Die weltweite Ökumene geschieht somit nicht nur „in der großen weiten Welt“. Internationale ökumenische Gemeinschaft gibt es auch mitten in Bayern. Migranten haben den Wunsch, regelmäßig Gottesdienst in ihrer Sprache zu feiern und wünschen sich, Gemeinde zu erfahren in einer kulturellen Ausprägung, die ihnen vertraut ist. Ihre Anwesenheit verändert unsere Kirche und vergegenwärtigt uns, dass unsere Kirche nur ein sehr kleiner Teil der einen, weltweiten Kirche Jesu Christi ist. Das zeigen besonders die „Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“.  Über 250 dieser sind hier, in Bayern, „dahoam“.

Unter Christenmenschen sollte es keine Fremden geben. Im Neuen Testament wird immer wieder betont, dass die bleibenden Unterschiede von Kulturen, Sprachen und Nationen in ihren Reihen keine Rolle spielen sollen. Deshalb spricht man nicht mehr von „fremden“ oder „fremdsprachigen“ Gemeinden. In einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft geben Gemeinden anderer Sprache und Herkunft und die evangelische Kirche ein Beispiel für ein friedliches, kreatives und gemeinwesenorientiertes Miteinander. Wir können voneinander lernen.

Die Projektstelle „Evangelische Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in Bayern“

Artikel aus der Zeitschrift „Mission EineWelt“ (Ausgabe 3/2015)

Markus und Aguswati Hildebrandt Rambe

„Es gibt allein im evangelischen Bereich ein riesiges Spektrum und eine Vielfalt unterschiedlicher konfessioneller und geistlicher Prägungen. Jede Gemeinde ist anders im nationalen und sprachlich-kulturellen Hintergrund, organisatorischer Verfasstheit, in Grösse und sozialen Rahmenbedingungen, historischer Genese und in den persönlichen Geschichten.“

Markus und Aguswati Hildebrandt Rambeteilen sich die Projektstelle „Evangelische Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in Bayern“

Vielfalt bewegt Kirche! Glaubensgeschwister und Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft gemeinsam auf dem Weg – Projektstelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern  (ELKB)

Seit 1. April 2013 ist es die Aufgabe von Aguswati und Markus Hildebrandt Rambe, als Pfarrerin und Pfarrer der ELKB, Beziehungen auszubauen zu evangelischen Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft. Dabei soll ein Konzept entstehen, wie die interkulturelle Zusammenarbeit in Zukunft aktiv gestaltet werden kann – und dabei noch sichtbarer wird, dass wir Glieder an dem einen Leib Christi sind. Das können sie nicht alleine, sondern nur im kreativen Austausch und in der Vernetzung mit dir und Geschwistern, die hier in Bayern in den Sprachen dieser Welt Gott loben und ihr Christsein leben wollen.

Kontakt zur Projektstelle

Pfarrerin Dr. Aguswati Hildebrandt Rambe und Pfr. Markus Hildebrandt Rambe
Mail: interkulturell@elkb.de
Web: www.facebook.de/interkulturellevangelisch

Sekretariat

Katharina-von-Bora-Str. 7-13
80333 München
Telefax: 089 5595 681

Die Projektstelle ist angebunden das Centrum Mission EineWelt (Referat Mission Interkulturell) und das Ökumenereferat im Landeskirchenamt der ELKB.

Konfessionelle Vielfalt verwandelt

Christen unterschiedlicher Sprache und Herkunft feiern miteinander Gottesdienst und durchbrechen konfessionelles Schubladendenken: Lutheraner, Pfingstler, Baptisten oder Katholiken finden ihre Form, gemeinsam zu beten, Gott zu loben und sogar Abendmahl zu feiern.

Wie viel Raum für kulturelle und theologische Vielfalt vertragen unsere Gemeinden?

Wie können wir mit den Herausforderungen einer kulturell und spirituell vielfältiger gewordenen evangelischen Landschaft in Bayern umgehen?

Wie kann unsere Kirche dabei selbst einladender für Menschen mit Migrationshintergrund werden?

aus der Ausstellung „Glaube, der die Welt verwandelt“ von Mission EineWelt

Freude, die verwandelt

Christen erfahren in der „Fremde“ neu, was es heißt, Gott mit ganzen Herzen und mit ganzer Seele zu vertrauen, zu loben und andere im Glauben anzustecken.

Wie können wir gemeinsam Begeisterung ausstrahlen, die zum Glauben einlädt?

Im Gottesdienst der afrikanisch-internationalen Pfingstgemeinde „Les Élus de Dieu“ in München

Bibelworte, die verwandeln

Die eigene Bibel gehört für viele im Gottesdienst und im Alltag zuhause dazu. Viele biblische Geschichten werden neu lebendig auf dem Hintergrund von Erfahrungen zwischen Heimat und Heimatlosigkeit, zwischen Unterwegs- und Angekommen sein.

Wann schlagen wir zuhause oder in unserer Gemeinde selbst die Bibel auf?

Willkommenskultur, die verwandelt

Das freundliche Zugehen auf neue Gesichter, das Interesse an ihrer Person, ein Willkommensritual im Gottesdienst – das gehört in den meisten internationalen und interkulturellen Gemeinden ganz selbstverständlich dazu.

Was tun wir, damit sich Neuankömmlinge in unserem Gottesdienst willkommen fühlen?

Jugendchor des afrikanisch-internationalen „Pentecost International Worship Centre“, in Nürnberg

Jugend, die verwandelt

Die zweite und dritte Generation Zuwanderer wächst ganz selbstverständlich mehrsprachig auf, ist in mehreren Kulturen zuhause und oft auch zugleich fremd. Wo sie Raum finden, ihren Glauben auf eigene Weise zu entwickeln und zu leben, können sie wichtige Impulse für eine Verwandlung fest gefahrener Glaubensformen geben.

Wo geben wir Kindern und Jugendlichen Raum, über kulturelle Identitäten hinweg gemeinsam neue Glaubensformen zu entwickeln?

Nachbarschaftsfest St. Jakob, Nürnberg

Zusammenarbeit, die verwandelt

Interkulturelle Gottesdienste, Feste und Foren zeigen, wie bunt evangelisches Leben in Bayern durch die Zuwanderung der letzten Jahrzehnte geworden ist. Die Ökumene in der „Einen Welt“ ist vor der eigenen Haustüre erfahrbar.

Welche Ideen gibt es in unserer Gemeinde, als Glaubensgeschwister unterschiedlicher Sprache und Herkunft gemeinsame Wege zu gehen?

Weiteres Material zum Thema

„… denn ihr seid selbst Fremde gewesen“ – Vielfalt anerkennen und gestalten (PDF) © Ein Beitrag der Kommission für Migration und Integration der EKD zur einwanderungspolitischen Debatte, EKD-Texte 108, 2009

Erfahrungen, theologische Orientierungen und Perspektiven für die Arbeit mit Gemeinden anderer Sprache und Herkunft (PDF) © Ad-hoc-Kommission des Rates der EKD zur Zukunft der Arbeit mit Gemeinden anderer Sprache und Herkunft, EKD-Texte 119, 2014


Gottesdienstbroschüre „Türen auf! Gottes Volk kennt keine Fremden“

Gottesdienstbroschüre „Türen auf! Gottes Volk kennt keine Fremden“